Karl Friedrich von Ibell

Karl Friedrich von Ibell wurde am 29. Oktober 1780 als Sohn des nassauischen Amtmanns Ibell in Wehen im Taunus geboren.
Zunächst machte seine schwächliche Konstitution den Eltern Sorge, mit der Zeit festigte sich jedoch sein Gesundheitszustand dermaßen, dass er sich schon als Schüler größten geistigen und körperlichen Anstrengungen zumuten konnte.

Seinen ersten Unterricht erhielt er von seinen Eltern, mit seinem 10. Lebensjahr trat er in eine Erziehungsanstalt des Pfarrers Schellenberg in Bierstadt ein. Nach drei Jahren wechselte er in das Gymnasium in Idstein.

Er machte Abitur und studierte anschließend an der Universität in Göttingen, die nach der Aufhebung der Hochschule von Herborn zur nassauischen Landesuniversität erklärt worden war, Rechtswissenschaften. Sein juristisches Staatsexamen bestand er 1801.

Daneben lernte er Reiten und Fechten und brachte es darin zur Meisterschaft.

In Regierungskreisen war man zwischenzeitlich auf den jungen Ibell aufmerksam geworden. Der nassau-usingische Regierungspräsident von Kruse nahm ihn als Privatsekretär mit zu den Verhandlungen der Reichs Deputation 1802/03 in Regensburg, wo er sich glänzend als Unterhändler und Vertreter nassauischer Interessen bewährte. Von Regensburg zurückgekehrt wurde er 1804 zum Regierungsassessor ernannt, er hatte damit die Anwartschaft auf die höhere Beamtenlaufbahn erworben. Er durcheilte die einzelnen Stufen der Regierungslaufbahn und wurde bereits 1815, mit gerade 35 Jahren, zum Regierungspräsidenten und Mitglied des Staatsrates ernannt.

Von Cäsar sagt man, er habe zu gleicher Zeit lesen, schreiben und Briefe diktieren können. Dasselbe gilt auch für Ibell.
Was seit 1804 zur Verbesserung der inneren Einrichtung und zur Hebung der Landeswohlfahrt in Nassau geschah, war maßgeblich Ibells Werk. 1809 erschien das Steueredikt. 1808 war schon das Gesetz zur Aufhebung der Leibeigenschaft erschienen, dem folgte 1812 das Gesetz über die Aufhebung der älteren Abgaben. Er verminderte die Beamtenstellen durch Verschlankung der obersten Verwaltungsbehörden, verbesserte die Gerichtsordnung und die Einrichtungen zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit.
1817 wurde ein Lehrerseminar gegründet, es bildete evgl. und kath. Pfarrer für den Volksschuldienst aus. Die allg. Schulpflicht wurde neu eingeführt. Das Schulwesen in Nassau wurde vorbildlich. Das Medizinwesen förderte er durch Verteilung der Ärzte auf das Land. Die Gemeinden durften ihr Vermögen selber verwalten und wurden zur Versorgung ihrer Armen verpflichtet. Die Handelsfreiheit wurde eingeführt und die Zölle wurden aufgehoben; Ausnahme: Der Rheinzoll und der Wasserzoll in Höchst blieben bestehen.

In den napoleonischen Kriegen brachte er nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 einen Vertrag, verborgen zwischen zwei Schuh–Einlegesohlen, durch die feindlichen Linien zu Marschall Blücher. Darin wurde der Anschluss Nassaus an die Verbündeten, gegen Napoleon, bekundet. Die Bekanntschaft zu Blücher machte er sich kurze Zeit später zunutze, als der Marschall im Höchster Bolongaropalast sein Hauptquartier hatte und Ibell sich für eine Erleichterung der Einquartierungslasten einsetzte.

Die großen Erfolge des Staatsmanns fanden einen dankbaren Fürsten. Er schenkte ihm 1817 ein Landgut in Unterliederbach, zu dem Kommerzienrat Stempler einst das Wohnhaus und den Park einrichten ließ. Heute nennt man es Graubner´sche Villa, bzw. Graubner Park.

Schon zu diesem Zeitpunkt begannen jedoch auch schon Auseinandersetzungen zwischen Kreisen, die um ihre Privilegien fürchteten, und Karl von Ibell, der ein kompromissloser Vertreter der neuen konstituellen Verfassung war. Diese sah eine Kontrolle und Mitsprache durch die geborenen und gewählten Landesstände vor, ein Vorläufer der späteren Parlamente.

Am 3.3.1818 wurde der erste Landtag zu Wiesbaden eröffnet. Karl von Ibell verstand es hierbei, die Opposition zum Schweigen zu bringen. Auf dem zweiten Landtag 1819 traten scharfe Gegensätze zwischen Regierungsvertretern und Ibell zu Tage und es gelang nur mit Mühe, Karl von Ibell zum Verbleib in der Regierung zu veranlassen. Ursache war die scharfe absolutistische Verwaltungsordnung der Domänenangelegenheiten. Trotzdem hielten ihn die Fortschrittler für ihren gefährlichsten Gegner. So stand Karl von Ibell zwischen den Parteien.

Um sich zu erholen, begab sich Karl von Ibell 1819 nach Langenschwalbach in Kur. Ein Fanatiker, der Apothekersohn Lönig aus Idstein, versuchte ihn dort mit Dolch und Pistole zu ermorden. Der Anschlag misslang. Lönig wurde verhaftet und verübte zwei Wochen später im Wiesbadener Untersuchungsgefängnis Selbstmord.

Durch diese Umstände begünstigt, gewann die Reaktion an Boden und der nassauische Staatsminister von Marschall geriet immer mehr unter den Einfluss der reaktionären Politik Metternichs. Ibell vertrat nun mehr und mehr die gegenteilige Ansicht. Auch dem Herzog von Nassau wurde Ibell unbequem, als er sich dafür einsetzte, dass das Domänenvermögen nicht dem Herzog persönlich gehöre, sondern als öffentlich kontrolliertes Nationaleigentum betrachtet werden müsse.
Dies alles führte zu Ibells Entlassung. 1820 wurde er zunächst beurlaubt, ein Jahr später pensioniert.

Die folgenden sieben Jahre verbrachte er auf seinem Gut in Unterliederbach.
Hier richtete er 1831 eine Fortbildungsschule für schulentlassene Jugendliche ein, die Kosten trug er selber.

1828 berief ihn der Landgraf von Hessen-Homburg zum Regierungspräsidenten. In diesem Amt setzte sich Ibell derart geschickt für die Bildung eines einheitlichen Zollvereins ein, das der König von Preußen beeindruckt von Ibells geschickten und energischen Verhandeln ihn in den erblichen Adelsstand erhob.
Aber auch während seiner Homburger Amtszeit war es zu neuen Verleumdungen und feindlichen Auseinandersetzungen gekommen, die Ibell arg zusetzten.

1834 berief Metternich eine Ministerpräsidentenkonferenz in Wien ein. Auch dort erlebte er wieder das Übergewicht einer reaktionärer Politik und so kehrte er krank nach Unterliederbach zurück. Noch krank nahm er anschließend seinen Dienst in Bad Homburg wieder auf, nur wenige Tage später, am 06.10.1834 verstarb Karl Friedrich von Ibell in Bad Homburg v.d. Höhe.

Er hatte in seinem Testament bestimmt, das er in Unterliederbach seine letzte Ruhestätte haben wollte. Er wurde unter Anteilnahme vieler Staatsbeamten, zahlreicher Homburger, vieler Würdenträger aus der Gegend und aller Unterliederbacher von dem Oberliederbacher Pfarrer Genth beerdigt. Der Landgraf von Hessen-Homburg sagte einen Staatsbesuch bei der Kaiserin von Russland ab und würdigte seinen verstorbenen Beamten mit einem öffentlichen Erlass, in dem er die Verdienste Ibells aufzählte und den Verlust bedauerte. Vom Herzog von Nassau kam damals keine Beileidsbezeugung. Erst als ein Jahr später Nassau dem Zollverein beitrat, erinnerte man sich daran, das ein Nassauer entscheidenden Anteil am Zustandekommen des Zollvereins hatte. Jetzt fand auch der Herzog wieder Worte der Anerkennung für Karl Friedrich von Ibell.

Karl Friedrich von Ibell wurde an der Dorfkirche im alten Kirchhof beigesetzt, links daneben befindet sich das Grab von seinem Sohn Karl Bernhard von Ibell.

Quellen:
Unterliederbach Spuren aus der Vergangenheit – Linien in die Gegenwart von Otto Kammer
Unterliederbach ein Heimatbuch von Wilhelm Frischholz
Heimatbuch Geschichte von Unterliederbach von der Vergangenheit bis heute von Heinz Alexander

Auf dem Grabstein steht:

Hier ruht in Gott
Karl Friedrich von Ibell
geboren zu Wehen den 29.10.1780
gestorben zu Homburg v.d.H. den 06.10.1834

Im Leben Nassauischer Regierungspräsident, sowohl landgräflicher Hessischer Geheimrat u. dirigierender Präsident